Deine Ernährung während einer Schubphase, bei Stenosen und bei einem Stoma
Im Verlauf einer Chronisch Entzündlichen Darmerkrankung befindet sich dein Körper, speziell dein Darmtrakt, oftmals im Ausnahmezustand. Das kann einen großen Einfluss auf die Art und Weise deiner Ernährung haben.
In Remissionszeiten, sprich in den beschwerdefreien Zeiten, fällt die Ernährung leichter, denn viele Lebensmittel werden zu diesem Zeitpunkt recht gut vertragen. Doch das kann sich schnell ändern – sei es durch einen akuten Schub, eine Stenose, ein Stoma oder eine bevorstehende Operation. Hier gilt es einen eigenen, absolut individuellen Weg der optimalen Ernährung zu finden.
Idealerweise besprichst du diese Fälle mit deinem Arzt, um gemeinsam einen entsprechenden Ernährungsplan für die Phasen deiner Erkrankung zu erarbeiten.
Ernährung während eines Schubes
Während einer Entzündungsphase, sprich „Schubphase“, befindet sich dein Körper in einem Ausnahmezustand. Zum einen mindert die Entzündung des Darmtraktes die Aufnahme von wichtigen Nährstoffen, zum anderen bewirken langanhaltende Durchfälle oft massiven Flüssigkeitsverlust und somit auch Gewichtsreduzierung bzw. Dehydrierung. Auch wenn es manchmal schwerfällt, versuche dennoch folgende Ratschläge während eines Schubs umzusetzen:
# Weiter essen!
Oft neigt man dazu, während einer Schubphase auf ausreichende Ernährung zu verzichten. Gründe dafür sind u. a. Appetitlosigkeit, Schmerzen oder Übelkeit. Um der Mangelernährung in dieser Phase bewusst entgegenzuwirken, ist es umso wichtiger, mit deinem Arzt ein individuelles Konzept zu erarbeiten. Dein Darm sollte so weit wie möglich geschont werden. Dies erfolgt beispielsweise durch ballaststoffarme Kost, denn dein Darm kann in einer Entzündungsphase schnell überbeansprucht werden. Cremesuppen, Avocados oder Bananen eigenen sich hierfür z. B. besonders gut, auch um eine ausreichende Kalorienzufuhr zu erhalten.
# Dein Körper braucht Flüssigkeit!
Achte darauf, deinen Körper speziell in dieser Phase mit genügend Flüssigkeit zu versorgen. Wähle dazu Getränke, die deinem Körper auch notwendige Mineralien und Nährstoffe liefern, beispielsweise stilles Wasser, milde Tees, aber auch Gemüsesäfte mit wenig Säuregehalt.
# Versuche zu genießen!
Neben der Aufnahme von Nährstoffen leistet Essen vor allem einen wichtigen Beitrag zum Wohlbefinden jedes Menschen. Versuche dir also einen möglichst entspannten bzw. schönen Rahmen zu schaffen und dir zumindest für eine Mahlzeit am Tag wirklich Zeit zu nehmen. Das kann dir helfen, Essen sogar während einer Schubphase genussvoller zu machen.
Auch in der Schubphase kann das Führen eines Ernährungstagebuches gute Dienste leisten!
Ernährung nach der Schubphase
Nach einer Schubphase ist es vor allem notwendig, deinen Körper langsam zu stärken und wieder aufzubauen. Es ist empfehlenswert, nicht sofort wieder mit deinem gewohnten, ausgewogenen Ernährungsprogramm loszulegen. Nutze die ersten Tage nach dem Schub dazu, deine Verdauung zu regulieren. Somit erhält dein Körper die notwendige Zeit, sich zu erholen und die Ernährungsumstellung auf deine gewohnte Kost zu verkraften. Hast du beispielsweise während der Entzündungsphase vorwiegend flüssige Nahrung zu dir genommen, so empfiehlt es sich, nur langsam mit fester Nahrung mit wenigen Ballaststoffen zu beginnen. Darüber hinaus gibt es auch spezielle Eiweißdrinks für CED-Patienten, die als Zusatznahrung bzw. zur kalorischen Ergänzung geeignet sein kann.
Nutze die ersten Tage nach dem Schub dazu, deine Verdauung zu regulieren. Somit erhält dein Körper die notwendige Zeit, sich zu erholen und die Ernährungsumstellung auf deine gewohnte Kost zu verkraften.
Ernährung bei Stenosen
Als Stenosen bezeichnet man Engstellen im Darm. Diese entstehen zumeist durch eine starke entzündliche Schwellung der Darmschleimhaut. Durch wiederholte entzündliche Schübe kann es schließlich zu Vernarbungen kommen, die endoskopisch oder chirurgisch entfernt werden müssen. Leidest du also unter einer Stenose, so könnten sich folgende Ernährungstipps positiv auf deine Verdauung auswirken:
# Ballaststoffarme Kost!
Bei Stenosen wird grundsätzlich eine ballaststoffarme Kost in mehreren kleinen Mahlzeiten über den Tag verteilt empfohlen. Ballaststoffe sind unverdauliche Kohlenhydrate, wie z. B. Naturreis oder Nüsse. Ballaststoffe sorgen im Verdauungsprozess für eine stärkere Darmbewegung und -dehnung und dies kann beim Vorliegen von Engstellen im Darm zu Schmerzen führen.
# Ordentlich kauen, gut verdauen!
Ein wichtiger Schritt der Verdauung startet bereits im Mund – deine Mahlzeiten solltest du gut kauen bzw. fein mahlen. Somit kannst du schon im Mund einen wesentlichen Beitrag für den gesamten Verdauungsprozess leisten.
# Vermeide faserige Nahrungsmittel!
Dazu gehören z. B. Samen, Nüsse, hartschaliges Obst im rohen und ungeschälten Zustand (Äpfel, Birnen, Trauben, Paprika, Tomaten), Obstkerne, Pilze, Spargel, Blattspinat, Rhabarber, Hülsenfrüchte, Salat, Vollkornprodukte etc.
Ernährungstipps bei Stenosen:
- ballaststoffarme Kost bevorzugen
- ordentlich kauen, gut verdauen!
- faserige Nahrungsmittel meiden
Ernährung mit einem Stoma
Im Zuge einer CED im fortgeschrittenen Stadium kann es auch dazu kommen, dass durch einen chirurgischen Eingriff ein künstlicher Darmausgang an der Bauchdecke geschaffen werden muss. In so einem Fall spricht man von einem Stoma.
„Was kann ich essen?“ oder „Vertrage ich noch alles?“
…sind Fragen, die dich als Stomaträger in dieser neuen Lebenssituation beschäftigen. Vielleicht hast du auch zusätzlich Bedenken wegen möglicher unangenehmer Gerüche, Blähungen und Durchfall. Allgemeine Richtlinien für eine bestimmte „Diät“ gibt es auch hier nicht und jedenfalls wirst du Details zur Ernährung auch mit deinem Ärzteteam besprechen.
Damit du deine Ernährungsgewohnheiten besser auf dein Stoma einstellen kannst, haben wir ein paar allgemeine Tipps zusammengestellt:
# Nimm ausreichend Flüssigkeit zu dir!
Hier ist es hilfreich, die individuelle Bedarfsmenge anhand deiner Urinausscheidung zu ermitteln. Jedenfalls solltest du nicht weniger als einen Liter Flüssigkeit pro Tag zu dir nehmen.
# Reduziere faserreiche, schwer verdauliche Nahrungsmittel!
Diese sind nur in begrenztem Maße, durchgegart und gut zerkleinert zu empfehlen, da Zellulosefasern nicht verdaut werden können. Das gilt besonders für Spargel, verschiedene Obstsorten und Pilze.
# Verzichte auf blähende Nahrungsmittel!
Meide bitte auch Lebensmittel, die du schon vor der Operation nicht vertragen hast bzw. die Blähungen bei dir verursacht haben.
# Gut kauen und langsam essen!
Dieser Grundsatz ist hier besonders wichtig, denn je besser die Nahrung zerkleinert wurde, umso leichter fällt die Passage durch den Darm. Betroffene mit einem Stoma sollten sich daher beim Essen Zeit lassen, das Essen genießen und gut und lange kauen.
# Kleine Portionen, dafür mehrere Mahlzeiten!
Versuche mehrere kleine Mahlzeiten pro Tag zu dir zu nehmen (acht bis zehn) und iss regelmäßig, damit dein Darm nicht von größeren Nahrungsmengen überfordert wird.
# Frühes Abendessen!
Nimm deine letzte Mahlzeit abends nicht zu spät ein, um nächtliche Ausscheidungen zu vermeiden.
# Beweg dich!
Ein gesundes Ausmaß an regelmäßiger Bewegung ist für den Verdauungsprozess sehr hilfreich.
# Verzichte auf hochprozentigen Alkohol!
Auch sonst sollte Alkohol nur in Maßen konsumiert werden.
Allgemeine Richtlinien für eine bestimmte „Diät“ gibt es auch hier nicht. Details zur Ernährung solltest du mit deinem Ärzteteam besprechen.
Künstliche Ernährung – Sicherung der Nährstoffaufnahme
In bestimmten Situationen im Verlauf einer Chronisch Entzündlichen Darmerkrankung (CED) kann es vorkommen, dass die normale Nahrungsaufnahme bzw. Verdauung von Nahrung nicht mehr möglich ist. Operative Eingriffe, Mangelernährung, Kurzdarmsyndrom, eine sehr starke Entzündung des Verdauungstraktes, etc. können Gründe dafür sein.
Bei der künstlichen Ernährung unterscheidet man die enterale Ernährung und die parenterale Ernährung:
Enterale Ernährung
Die enterale Ernährung ist eine Form der künstlichen Ernährung, bei der die Nahrungszufuhr über den Magen-Darm-Trakt verläuft, ohne dass der Mund-Rachen-Raum genutzt wird. Die Sondernahrung wird dabei i.d.R. über eine Ernährungssonde bzw. Magensonde in Form eines flexiblen Kunststoffröhrchens in den Magen befördert.
Die enterale Ernährung ist immer dann notwendig, wenn der Patient / die Patientin nicht mehr in der Lage ist feste Nahrung in ausreichender Menge zu schlucken oder wenn man – z.B. nach einem operativen Eingriff oder bei hoher Entzündungsaktivität im Darm bzw. Verdauungstrakt – gewisse Teile des Verdauungstraktes schonen möchte. Sie wird angewandt, um eine ausreichende Nährstoffversorgung des Patienten / der Patientin sicherzustellen.
Wie funktioniert das?
Bei der enteralen Ernährung wird die Sondennahrung (standardisierte Nährstofflösung laut gesetzlich geregelter Diätverordnung) i. d. R. über eine sogenannte Ernährungssonde bzw. Magensonde in Form eines flexiblen Kunststoffröhrchens in den Magen befördert.
Die Sonde verläuft dabei entweder durch die Nase in den Magen (transnasal) oder wird operativ durch die Bauchdecke in den Magen gelegt (auch PEG-Sonde genannt).
Die Sondennahrung wird dabei mittels Schwerkraft oder mit Hilfe einer Ernährungspumpe durch ein Schlauchsystem und eine Sonde in den Magen-Darm-Trakt befördert.
Enterale Ernährung im weiteren Sinne beinhaltet aber auch Trinknahrung (gebrauchsfertiges Getränk, welches alle Komponenten einer ausgewogenen Ernährung enthält), wenn das Schlucken noch möglich ist.
Parenterale Ernährung
In Ausnahmefällen kann es sein, dass eine Chronisch Entzündliche Darmerkrankung (CED) parenterale Ernährung (PE) notwendig macht. In solchen Fällen gilt es mittels parenteraler Ernährung dem drohenden Flüssigkeitsverlust und einer Mangelernährung vorzubeugen.
Mögliche Gründe für eine parenterale Ernährung:
# vorliegende oder drohende schwere Unter- oder Mangelernährung
# wenn eine orale oder enterale Therapie nicht oder nicht ausreichend umgesetzt werden kann
# schwere Krankheitsverläufe oder andere Komplikationen, die die Resorptionsleistung des Darms vorübergehend oder dauerhaft so sehr einschränken, dass eine ausreichende orale Versorgung mit Flüssigkeit und Nährstoffen nicht möglich ist
Bei der parenteralen Ernährung wird der gesamte Verdauungstrakt vorübergehend nicht benutzt. Die Ernährung erfolgt mit speziellen Nährstofflösungen, die über einen Venenkatheter (intravenös) verabreicht werden.
Praktiziert werden beide Formen der künstlichen Ernährung ausschließlich unter medizinischer Aufsicht – in Krankenhäusern oder Kliniken – in enger Absprache mit deinem Ärzteteam.
Künstliche Ernährung zur Sicherung der Nährstoffaufnahme erfolgt ausschließlich unter medizinischer Aufsicht – in Krankenhäusern oder Kliniken – in enger Absprache mit deinem Ärzteteam.