Schubphase, Stenosen, Stoma und künstliche Ernährung

Chronisch Entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa verlaufen oft in Phasen: beschwerdefreie Remissionen wechseln sich mit entzündlichen Schüben ab. In diesen verschiedenen Stadien – etwa bei einem akuten Schub, bei Stenosen, nach Operationen oder mit einem Stoma – stellt die Ernährung eine besondere Herausforderung dar. Eine individuell angepasste Ernährung kann helfen, Beschwerden zu lindern, Komplikationen vorzubeugen und die Lebensqualität zu verbessern.

Wichtig: Besprich deine Ernährung stets individuell mit deinem Ärzt:innenteam oder einer spezialisierten Ernährungsfachkraft (z. B. zertifizierte Diätolog:innen oder Ernährungsberater:innen).

Ernährung während eines akuten Schubs

Während eines CED-Schubs ist die Darmschleimhaut entzündet, was die Aufnahme von Nährstoffen (Malabsorption) beeinträchtigen kann. Häufige Symptome wie Durchfall, Übelkeit und Appetitlosigkeit begünstigen zudem Flüssigkeits- und Gewichtsverlust.

Grundsätze:

  • Weiter essen – aber angepasst: Auch wenn Essen schwerfällt, solltest du möglichst Energie und Nährstoffe aufnehmen. Gut geeignet sind leicht verdauliche, ballaststoffarme, energiereiche Lebensmittel, z. B. Bananen, Avocados, Kartoffelpüree, Weißbrot, Haferschleim, Cremesuppen.
  • Flüssigkeitszufuhr sicherstellen: Bei Durchfall verliert der Körper viele Elektrolyte. Trinke 1,5–2,5 Liter täglich – idealerweise stilles Wasser, Kräutertee, Brühe oder milde, salzarme Gemüsesäfte.
  • Kleine Portionen, regelmäßig verteilt: Mehrere kleine Mahlzeiten pro Tag entlasten den Darm.
  • Individuelle Verträglichkeit beachten: Vermeide alles, was deine Beschwerden verschlimmert.
  • Ernährungstagebuch führen: Dokumentiere, was du isst und wie du dich danach fühlst.

Ernährung in der Erholungsphase nach einem Schub

In dieser Phase ist der Wiederaufbau entscheidend. Ziel ist es, Nährstoffdefizite auszugleichen und die Verdauung langsam wieder an normale Kost zu gewöhnen.

Tipps:

  • Langsamer Kostaufbau: Starte mit leichter, fettarmer, ballaststoffarmer Kost. Steigere dich schrittweise in Richtung einer ausgewogenen Vollkost.
  • Eiweißreiche Lebensmittel integrieren: B. mageres Fleisch, Fisch, Eier oder spezielle Trinknahrung (z. B. hochkalorische Eiweißdrinks).
  • Achte auf Mikronährstoffe: Besonders Eisen, Zink, Folsäure, Vitamin B12, Vitamin D und Calcium können bei CED kritisch sein.

Ernährung bei Stenosen (Darmverengungen)

Stenosen entstehen häufig durch chronische Entzündungen und nachfolgende Vernarbungen des Darms. Eine angepasste Ernährung hilft, Komplikationen wie Darmverschluss vorzubeugen.

Empfehlungen:

  • Ballaststoffarme, weiche Kost: Reduziere unverdauliche Pflanzenfasern. Vermeide z. B. Vollkornprodukte, Nüsse, Samen, Hülsenfrüchte, faserreiches Obst und Gemüse (z. B. Ananas, Spargel, Paprika).
  • Gut kauen, langsam essen: Die mechanische Zerkleinerung entlastet den Darm erheblich.
  • Kleine, häufige Mahlzeiten: So kann die Passage durch verengte Darmbereiche erleichtert werden.

Ernährung mit einem Stoma

Ein Stoma (künstlicher Darmausgang) verändert den Verdauungsprozess. Auch hier ist keine spezielle Diät notwendig – jedoch sollte auf individuelle Verträglichkeit und bestimmte Risiken geachtet werden.

Ernährungstipps für Stomaträger:innen:

  • Ausreichend trinken: Mindestens 1,5 Liter täglich. Bei einem Ileostoma evtl. mehr – achte auf Anzeichen von Dehydratation.
  • Blähende, geruchsintensive oder schwer verdauliche Speisen reduzieren: Z. B. Zwiebeln, Kohl, Hülsenfrüchte, Pilze, Spargel.
  • Faserarme, gut gekochte Lebensmittel bevorzugen
  • Langsam essen, gut kauen
  • Regelmäßige kleine Mahlzeiten
  • Letzte Mahlzeit frühzeitig einnehmen: Das kann nächtliche Ausscheidungen verringern
  • Bewegung unterstützt die Verdauung
  • Alkohol in Maßen oder meiden

Künstliche Ernährung bei CED

In schweren Fällen – etwa bei starkem Gewichtsverlust, Kurzdarmsyndrom, Fistelbildungen oder nach Operationen – kann eine künstliche Ernährung notwendig sein.

Enterale Ernährung

  • Erfolgt über Sonde (z. B. Nasensonde, PEG): Wenn normale orale Aufnahme nicht ausreicht oder bestimmte Darmabschnitte geschont werden müssen.
  • Auch Trinknahrung zählt zur enteralen Ernährung, wenn orale die Zufuhr der Nahrung noch möglich ist.

Parenterale Ernährung

  • Wird intravenös verabreicht, wenn der Verdauungstrakt vollständig umgangen werden muss – z. B. bei Darmversagen.
  • Nur unter ärztlicher Aufsicht, meist im stationären Rahmen oder über spezialisierte ambulante Versorgung.

Quellenangabe

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)
Informationen zu ballaststoffarmer Ernährung und Empfehlungen bei Mangelernährung
www.dge.de

Crohn & Colitis Ulcerosa Vereinigung Deutschland e. V. (CCUV)
Ernährungsempfehlungen für Menschen mit CED, auch bei Stoma oder Stenosen
www.dccv.de

S3-Leitlinie Morbus Crohn (AWMF-Registernummer: 021-004)
Leitlinien der DGVS (Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten)
www.awmf.org

S3-Leitlinie Colitis ulcerosa (AWMF-Registernummer: 021-009)
www.awmf.org

Stiftung Gesundheit – Patienteninformationen zu CED und Ernährung
www.stiftung-gesundheit.de

Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin
Empfehlungen zur Ernährung bei Stoma oder nach operativen Eingriffen
www.charite.de