Diagnose einer CED

Die Diagnose einer Chronisch Entzündlichen Darmerkrankung (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa ist oft eine Herausforderung, da die Symptome zu Beginn anderen Erkrankungen ähneln können. Um die richtige Diagnose zu stellen, wird ein dreistufiger Prozess angewandt, der verschiedene Untersuchungsmethoden umfasst.

Gerade im Frühstadium kann die Diagnosestellung schwierig sein. Betroffene können den Arzt / die Ärztin unterstützen, indem sie ihre Beschwerden und Beobachtungen detailliert schildern. Es empfiehlt sich, erfahrenen Spezialisten wie einen Gastroenterologen / eine Gastroenterologin oder einen Internisten / eine Internistin aufzusuchen.

Im Folgenden findest du einen Überblick über die häufigsten Diagnosemethoden bei Verdacht auf Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa:

Schritt 1: Anamnese und körperliche Untersuchung

Eine präzise Diagnose beginnt mit einer gründlichen Anamnese. In einem offenen Gespräch sollten alle Beschwerden wie Dauer, Häufigkeit und Art des Stuhlgangs (inklusive Blutbeimengungen oder Schmerzen), Bauch-, Gelenk- oder Augenschmerzen sowie Hautveränderungen beschrieben werden. Auch die familiäre Krankheitsgeschichte wird in der Regel in diesem Gespräch angesprochen.

Anschließend untersucht der Arzt / die Ärztin den Bauch, wobei besonders das rechte Unterbauchgebiet abgetastet wird, da dort Entzündungen, etwa im terminalen Ileum (häufig bei Morbus Crohn), spürbar sein können.

Schritt 2: Laboruntersuchungen

Für die Diagnose von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa werden umfassende Blut- und Stuhluntersuchungen durchgeführt, um Entzündungen, Nährstoffmängel und Begleiterscheinungen zu erkennen.

a) Blutuntersuchungen:

Entzündungsmarker:

  • C-reaktives Protein (CRP): Erhöht bei aktiven Entzündungen
  • Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG): Beschleunigt bei Entzündungen
  • Weiße Blutkörperchen (Leukozyten): Erhöht bei Entzündungen

Blutzellen:

  • Hämoglobin: Vermindert bei Blutverlust (Anämie)
  • Erythrozyten: Niedrig bei Eisenmangelanämie
  • Thrombozyten: Oft erhöht bei chronischen Entzündungen

Nährstoffstatus:

  • Vitamin B12: Niedrig bei Befall des terminalen Ileums (häufig bei Morbus Crohn)
  • Eisen und Ferritin: Vermindert bei chronischem Blutverlust oder Malabsorption
  • Folsäure, Vitamin D, Zink: Häufig reduziert bei CED

Eiweiß- und Leberwerte:

  • Albumin: Vermindert bei starker Entzündungsaktivität oder schlechter Nährstoffaufnahme
  • Leber- und Nierenwerte: Zur Abklärung von Begleiterkrankungen oder Medikamentennebenwirkungen

b) Stuhluntersuchungen

Fäkales Calprotectin: Zeigt die entzündliche Aktivität direkt im Darm an und hilft, CED von funktionellen Störungen wie dem Reizdarmsyndrom zu unterscheiden.

Stuhlkulturen: Ausschluss bakterieller, viraler oder parasitärer Infektionen, die ähnliche Symptome wie CED auslösen können.

Schritt 3: Bildgebende Verfahren

Chronisch Entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa werden häufig durch folgende bildgebende Verfahren diagnostiziert:

Koloskopie (Darmspiegelung)
Ermöglicht die direkte Untersuchung der Darmschleimhaut auf Entzündungen, Geschwüre oder Blutungen. Häufig werden Gewebeproben (Biopsien) entnommen, um die Diagnose zu bestätigen.

Gastroskopie (Magenspiegelung)
Untersucht die Schleimhaut von Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm, wenn auch der obere Verdauungstrakt von der Entzündung betroffen sein könnte.

Sonografie (Ultraschall)
Nicht-invasiv und besonders hilfreich bei der Darstellung von Verdickungen der Darmwand, Abszessen oder vergrößerten Lymphknoten.

Magnetresonanztomographie (MRT)
Wird als MR-Enterographie durchgeführt, um detaillierte Bilder des Dünn- und Dickdarms zu erstellen. Geeignet zur Beurteilung von Fisteln, Abszessen und entzündlichen Veränderungen.

Computertomographie (CT)
Liefert präzise Querschnittsbilder, vor allem in akuten Situationen (z. B. bei Verdacht auf Abszesse oder Darmperforation).

Kapselendoskopie
Eine geschluckte Kamera-Kapsel erstellt Bilder des gesamten Dünndarms, insbesondere wenn andere Methoden keine eindeutigen Ergebnisse liefern.

Diese Verfahren werden je nach Verdacht, betroffener Region und Zustand des Patienten / der Patientin individuell ausgewählt.

Frühzeitige Diagnose ist entscheidend!

Die Diagnose von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ist oft schwierig, da die Symptome unspezifisch sind und leicht mit anderen Magen-Darm-Erkrankungen verwechselt werden. Eine frühzeitige und genaue Abklärung ist jedoch entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität zu verbessern.

Quellenangabe

Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH)
https://www.oeggh.at

S3-Leitlinie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa (DGVS)
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)
https://www.awmf.org/leitlinien

Medizinische Universität Wien – Zentrum für Gastroenterologie
Die Medizinische Universität Wien bietet auf ihrer Website detaillierte Informationen zu den Ursachen von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, einschließlich der genetischen Disposition, der Beteiligung des Immunsystems und des Mikrobioms.
https://www.meduniwien.ac.at

DCCV e. V. – Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung
https://www.dccv.de

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