Direkt am Ort der Entzündung: Rektale Therapie bei Colitis ulcerosa

Bei Colitis ulcerosa, insbesondere wenn der Enddarm betroffen ist, können rektale Therapien wie Zäpfchen, Schäume oder Klysmen besonders wirksam sein. Sie wirken gezielt dort, wo die Entzündung sitzt – und können so schnell Linderung verschaffen und die Heilung unterstützen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Colitis ulcerosa?

Die Behandlung der Colitis ulcerosa kann medikamentös oder – in bestimmten Fällen – auch chirurgisch erfolgen. Ziel ist es, die Entzündung zu kontrollieren, Beschwerden zu lindern und Rückfälle zu vermeiden.

Medikamentöse Therapie:
Je nach Ausmaß und Lokalisation der Entzündung kommen verschiedene Medikamente zum Einsatz – entweder zur akuten Behandlung eines Schubs (Remissionseinleitung) oder zur langfristigen Stabilisierung (Remissionserhaltung). Die Medikamente können auf unterschiedlichen Wegen verabreicht werden:

  • Rektal (z. B. als Zäpfchen, Schaum oder Einlauf)
  • Oral (als Tabletten oder Kapseln)
  • Intravenös (über eine Vene)
  • Subkutan (unter die Haut gespritzt)

Einige Präparate wirken lokal direkt am Ort der Entzündung, andere im gesamten Körper (systemisch).

Chirurgische Therapie:
Wenn eine schwere Colitis ulcerosa nicht ausreichend auf Medikamente anspricht oder Komplikationen auftreten, kann eine Operation notwendig werden. In seltenen Fällen wird dabei der Dickdarm teilweise oder vollständig entfernt – ein Eingriff, der als Kolektomie bezeichnet wird.

Bedeutung der rektalen Therapie bei Colitis ulcerosa

Rektale Therapien spielen eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Colitis ulcerosa, insbesondere wenn die Entzündung den Enddarm oder das linke Kolon betrifft. Medikamente in Form von Zäpfchen, Schäumen oder Einläufen wirken direkt an der entzündeten Stelle und können so schneller und gezielter Linderung verschaffen. Sie sind oft eine wirksame Ergänzung zur oralen Therapie und helfen, Schübe zu kontrollieren und die Remission aufrechtzuerhalten – mit möglichst wenigen Nebenwirkungen.

Welche Wirkstoffe können bei einer rektalen Therapie eingesetzt werden?

Ein seit vielen Jahren erprobter Wirkstoff, der in verschiedenen rektalen Behandlungsformen verfügbar ist, nennt sich 5-Aminosalicylsäure (5-ASA) oder auch Mesalazin. Rektale Darreichungsformen haben den Vorteil, dass sie lokal an den Entzündungsstellen wirken. Das Hauptaugenmerk einer erfolgreichen Therapie liegt hierbei auf der Heilung der Darmschleimhaut. In Fachkreisen spricht man von „mucosal healing“.

Ein weiterer Wirkstoff ist Budesonid, ein Vertreter der Glucokortikoide. Budesonid wirkt ebenfalls lokal an der Entzündungsstelle und verursacht aufgrund seiner raschen Verstoffwechselung in der Leber eine wesentlich geringere systemische Belastung als klassische Steroide.

Anwendung von rektalen Therapien

Wenn man zum ersten Mal mit rektalen Therapien konfrontiert wird, kann es schon sein, dass eine gewisse Skepsis oder Unsicherheit besteht.
ABER: Übung macht ja bekanntlich den Meister. Mit etwas Routine lässt sich diese Therapieform gut in deinen Alltag integrieren und du gewöhnst dich daran. Wichtig ist auch, dass du im Zweifelsfall Fragen an dein Ärzte- oder Pflegeteam stellst, sodass die korrekte Anwendung gewährleistet ist. Denn nur so kann das Medikament dort wirken, wo es auch seine Wirkung zeigen soll.

Wir haben in diesem Kapitel einige Tipps für dich zusammengefasst, um dir die Verabreichung von Zäpfchen, Einläufen (Klysmen) oder Rektalschäumen etwas zu erleichtern.

Tipps zur Anwendung von Zäpfchen

  • Damit der gewünschte Heilungserfolg eintritt ist eine regelmäßige Anwendung der Zäpfchen erforderlich.
  • Um die besten Ergebnisse zu erzielen, empfiehlt sich ein Stuhlgang vor der Verabreichung eines Zäpfchens.
  • Das Zäpfchen sollte der Verpackung erst kurz vor der Anwendung vorsichtig entnommen werden.
  • Lege dich entspannt auf die linke Seite.
  • Führe das Zäpfchen mit dem spitzen Ende voran tief in den Enddarm ein.
  • Bei Zurückrutschen sollte das Zäpfchen erneut tief in den Enddarm eingeführt werden.
  • Die Verwendung eines Plastikhandschuhs ist bei Bedarf möglich.
  • Die Zäpfchen sollten nicht über der vom Hersteller angegeben Temperatur liegen.
  • Bleibe nach der Anwendung des Einlaufs mindestens 25-30 Minuten in derselben Position liegen damit sich das Arzneimittel im Darm gut verteilen kann.

Tipps zur Anwendung von Einläufen (Klysmen)

  • Damit der gewünschte Heilungserfolg eintritt ist eine regelmäßige Anwendung der Einläufe (Klysmen) erforderlich.
  • Um die besten Ergebnisse zu erzielen, empfiehlt sich ein Stuhlgang vor der Verabreichung eines Einlaufs.
  • Wärme die Flasche vor der Anwendung mit der Hand an.
  • Tipp! Lege ein Handtuch unter.
  • Schüttle die Flasche vor der Anwendung gut durch, um den Inhalt zu vermischen.
  • Entferne die Schutzkappe und halte dabei die Flasche aufrecht.
  • Lege dich entspannt auf die linke Seite, strecke das linke Bein aus und winkle das rechte Bein an um das Gleichgewicht zu halten.
  • Führe nun die Applikatorspitze in den Enddarm ein.
  • Halte die Flasche fest und neige diese leicht nach unten.
  • Drücke nun langsam und gleichmäßig die Flasche zusammen, um zu vermeiden, dass ein Stuhldrang ausgelöst wird.
  • Ziehe die leere Flasche nach der Anwendung langsam heraus.
  • Bleibe nach der Anwendung des Einlaufs mindestens 30 Minuten in derselben Position liegen damit sich das Arzneimittel im Darm gut verteilen kann.
  • Für Einläufe sind bezüglich der Temperatur keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.Hinweis: Insbesondere bei Einläufen gilt: Ein Hinsetzen oder Aufstehen kurz nach der Anwendung könnte zu einer vermehrten Ansammlung des Medikaments im Enddarm führen und einen Stuhldrang begünstigen. Es lohnt sich daher, nach der Anwendung noch einige Zeit liegen zu bleiben.

Tipps zur Anwendung von Rektalschäumen

  • Damit der gewünschte Heilungserfolg eintritt ist eine regelmäßige Anwendung von Rektalschaum erforderlich.
  • Um die besten Ergebnisse zu erzielen, empfiehlt sich ein Stuhlgang vor der Verabreichung eines Rektalschaums.
  • Wärme die Dose vor der Anwendung mit der Hand an.
  • Drücke das Applikatorröhrchen fest auf das Sprühventil der Dose.
  • Schüttle die Dose vor der Anwendung gut durch, um den Inhalt zu vermischen.
  • Entferne vor dem ersten Gebrauch die Sicherheitssperre (Plastiklasche) unter dem Pumpkopf.
  • Drehe den Pumpkopf so lange, bis die darunter liegende halbkreisförmige Einkerbung in Richtung des Applikators weist.
  • Die Sprühdose ist nun gebrauchsfertig. Lege deinen Zeigefinger auf die Spitze des Pumpkopfes und drehe die Sprühdose auf den Kopf.
  • Bitte beachte, dass die Sprühdose nur dann einwandfrei funktionieren kann, wenn der Pumpkopf nach unten weist!
  • Stelle einen Fuß auf einen Stuhl oder Hocker oder lege dich entspannt auf die linke Seite, strecke das linke Bein aus und winkle das rechte Bein an um das
  • Gleichgewicht zu halten.
  • Führe den Applikator so weit wie möglich in den Enddarm ein.
  • Drücke den Pumpkopf einmal ganz durch und lasse ihn dann SEHR LANGSAM wieder los – sobald du loslässt, tritt der Schaum aus der Dose aus.
  • Lasse den Applikator noch 10 – 15 Sekunden in dieser Position, bevor du ihn herausziehst. Dies stellt sicher, dass die gesamte Dosis in den Enddarm gelangt und kein Schaum entweicht.
  • Verwende für jede Anwendung einen neuen Applikator. Der Rektalschaum sollte nur in dem vom Hersteller angegeben Temperaturbereich gelagert werden.

Bei Klysmen und Schäumen gilt: Das Einführen des Applikators sollte dir keine Schmerzen bereiten. Wenn es sich unangenehm anfühlt, trage vor der Anwendung zusätzlich Gleitmittel auf. Während der Anwendung solltest du so entspannt wie möglich sein. Dies gilt aber generell für die Anwendung jeder aufgezeigten rektalen Therapie. Sollten weiterhin Schmerzen auftreten, wende dich bitte an deinen Arzt / deine Ärztin.

DarmTalk – die Podcast-Folge zum Thema

Im Gespräch mit Univ.OA Priv. Doz. DDr. Andreas Blesl und CED-Nurse Sigrid Mestel

Hinweis:

Die Inhalte zum Kapitel „Rektale Therapien bei Colitis ulcerosa“ wurden in Zusammenarbeit mit Dr. Falk Pharma Österreich GmbH erstellt.
(IM)SA15/01/03-2022